Kinderwunsch - Methoden und Behandlung

1. Hormonelle Behandlung

Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind häufig Hormonstörungen unterschiedlichster Genese. Im Hormonstatus werden diese festgestellt und können individuell durch Gabe spezifischer Hormone wieder einreguliert werden. Beispiele dafür sind die Störungen der Schilddrüse, die Hyperprolaktinämie (zuviel des Hormons Prolaktin wird gebildet) oder Hyperandrogenämie (die Werte der männlichen Hormone sind zu hoch). Bei sehr starkem Übergewicht hilft oft eine Diät, um den Hormonhaushalt wieder einzuregulieren.

2. Hormonelle Stimulation und Empfehlung eines Termins für den Geschlechtsverkehr

Hat sich bei der Diagnostik eine Störung der Eizellereifung herausgestellt, wird mit weiblichen Hormonen therapiert. Die Hormonbehandlung der Frau beginnt meistens am dritten Zyklustag, gemeint ist der dritte Tag nach Menstruationsbeginn. Die Medikamente werden entweder in Tablettenform oder durch Spritzen verabreicht. Die Behandlung ist mit mehreren Präparaten möglich. Einige Medikamente enthalten zwei Hormone (luteinisierende Hormon LH und follikelstimulierendes Hormon FSH). Nicht immer ist LH zur Eisprungauslösung erforderlich, manche Frauen bilden selbst genug davon. Für diesen Fall gibt es hochreines FSH. Sein Vorteil ist es, dass es nicht intramuskulär gespritzt werden muss, sondern nur subkutan (unter die Haut). Dies kann man selbst oder der Partner machen.

Ab ungefähr dem 8. Zyklustag wird die Eizellreifung kontrolliert.. Mit Hilfe des Ultraschalls und laufenden Hormonbestimmungen aus dem Blut oder eventuell dem Speichel wird die Größe des Follikels und die Reife bestimmt. Die Hormongabe wird dabei angepasst. Bei einer Größe von 18 bis 22 mm ist der Follikel groß genug, dass sich in ihm eine befruchtungsfähige Eizelle befindet. Nun wird mit einem weiteren Hormon dem humanen Choriongonadotropin (hCG) der Eisprung ausgelöst. Dieses Hormon hat eine große Ähnlichkeit mit dem Eisprung auslösenden LH und bindet länger und stärker an die LH-Rezeptoren des Eierstocks. Es wirkt dort länger und stärker als das natürliche LH.

Etwa 36 Stunden später erfolgt die Befruchtung entweder durch Geschlechtsverkehr oder mit Hilfe der Insemination. Eine der gefürchteten Nebenwirkungen der Fruchtbarkeitsbehandlungen ist das hormonelle Überstimulationssyndrom. Dabei produzieren die Eierstöcke sehr viele und große Follikel. Kommt es nun zum Geschlechtsverkehr können Drillinge, Vierlinge oder noch mehr Feten entstehen. Die Mediziner raten daher dringend bei Überstimulation von Geschlechtsverkehr ab.

Bei einer schweren Überstimulation nehmen die Eierstöcke stark an Größe zu und die Eibläschen produzieren zu viele Hormone. Die Nebenwirkungen können folgende sein:

Ist die Überstimulation sehr stark muss sich die Frau sogar im Krankenhaus behandeln lassen.

3. Hormonstimulation und Insemination (Samenübertragung)

Die Insemination wird gewählt, wenn die Qualität der Samenzellen ein Problem darstellt oder wenn Probleme am Gebärmutterhals bestehen. Sind Anzahl und Beweglichkeit der Spermatozoen eingeschränkt oder sind sie verformt, bringt diese Behandlung den gewünschten Erfolg, weil die Spermazellen keinen so weiten Weg bis zur Eizelle zurücklegen müssen. Der Vorteil dieser Methode besteht auch darin, dass die Samenzellen in größerer Anzahl und schneller bei der Eizelle eintreffen.

Über einen dünnen Schlauch (Katheter) werden zum Zeitpunkt des Eisprungs die Spermien in die Gebärmutter eingeleitet. Dazu muss der Partner durch Masturbation das Sperma gewinnen. Die meisten Kliniken bieten bei Problemen ein recht ansprechendes Ambiente oder die Gewinnung des Ejakulats kann eventuell auch zu Hause erfolgen. Die Samenflüssigkeit wird im Labor aufbereitet, um den Behandlungserfolg zu steigern. Hauptsächlich gesunde Spermien werden dadurch konzentriert.

Bei der homologen Insemination werden die Samenzellen des Ehemanns oder Partners verwendet. Bei der heterologen Insemination werden die Samenzellen eines gesunden Samenspenders verwendet. Die tiefgefrorenen Spermien werden von einer Samenbank abgerufen. Diese Methode wird nur durchgeführt, wenn der Ehemann oder Partner absolut zeugungsunfähig ist. Das so gezeugte Kind ist genetisch nicht mit dem Ehemann verwandt. Bei dieser Therapiemethode sollte eine besonders sorgfältige Beratung des Paares erfolgen. Das Einverständnis beider Eheleute/Partner wird extra eingeholt.

4. Gamete Intrafalliopian Transfer (GIFT)

Die Verschmelzung der weiblichen und männlichen Geschlechtszellen geschieht (Befruchtung) im Eileiter der Frau. Die Eizellen werden durch eine Follikelpunktion (vergleiche auch IVF weiter unten) gewonnen und mit den Spermien des Partners in den Eileiter inseriert. Dies erfolgt entweder durch die Bauchdecke oder mit Hilfe eines dünnen Katheters über den Muttermund. Die Befruchtung findet auf natürlichem Wege im Eileiter statt. Diese Methode hat den Nachteil, dass bei Nichtgelingen gar nicht festgestellt werden kann, ob überhaupt eine Befruchtung stattgefunden hat. Die eventuell befruchtete Eizelle muss auch die Wanderung durch den Eileiter überstehen.

5. Kryokonservierung

Es wird darunter das Einfrieren der Eizellen im Vorkernstadium verstanden . Man sagt zu ihnen auch imprägnierte Eizellen. Die Eizelle befindet sich im Anfangsstadium der Befruchtung. Im Inneren der Eizelle sind der männliche und der weibliche Zellkern noch getrennt zu sehen. In diesem Zustand darf man eine Eizelle noch einfrieren. Die Kryokonservierung wird angewandt, um die Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt in die Gebärmutter einzusetzen. Der Vorteil dieser Konservierungsmethode liegt darin, dass die oft recht belastende Hormonstimulation nicht mehrmals wiederholt werden muss. Die Schwangerschaftsraten sind bei dieser Aufbewahrungsmethode geringer als bei der Verwendung frisch gewonnener Eizellen. Die gefrorenen Eizellen werden für gewöhnlich ein bis zwei Jahre aufbewahrt. Nach der gleichen Methode werden auch Samenzellen oder Hodengewebe nach einer Hodenbiopsie konserviert. Die mehrmalige Gewebsentnahme entfällt somit. Die Spermien sind fast unbegrenzt unter Stickstoffatmosphäre bei -196 C haltbar. Das Problem ist, dass sie beim Auftauen an Qualität einbüßen. Die Kosten für die Kryokonservierung trägt normalerweise das Paar selbst.

6. In-vitro-Fertilisation (IVF)

Diese Methode wird auch üblicherweise künstliche Befruchtung oder Reagenzglasbefruchtung genannt. Der eigentliche Befruchtungsvorgang, die Kernverschmelzung, findet immer noch in der Eizelle statt. Ort der Befruchtung ist lediglich die Reagenzglasschale. Wenn weder eine hormonelle Stimulation, noch die Insemination zum Erfolg führt, bietet sich die In-vitro-Fertilisation an. Diese Methode ist indiziert in folgenden Fällen:

Bei dieser Form der Behandlung werden die durch Punktion gewonnenen Eizellen mit den Samenzellen außerhalb des Mutterleibes in einer Glasschale zusammengebracht und nach der Befruchtung durch einen dünnen Schlauch (Katheter) in die Gebärmutter zurückgegeben. Der eigentliche Befruchtungsvorgang findet außerhalb des Körpers statt, daher sprechen Mediziner auch von einer extrakorporalen Befruchtung. Eine IVF dauert mehrere Wochen und erfordert genau, zeitlich aufeinander abgestimmte Schritte. Der zeitliche Ablauf wird weiter unten erläutert.

7. Die Mikro-Injektion oder ICSI (Intracytoplasmatische SpermienInjektion)

Die Mikro-Injektion ist eine Weiterentwicklung der In-vitro-Fertilisation. Ebenso wie bei der IVF werden der Frau nach der Hormonstimulation mehrere reife Eizellen entnommen. Unter einem speziellen Mikroskop wird eine einzige Samenzelle mit Hilfe einer extrem dünnen Kanüle in die Eizelle injiziert. Daher heißt diese Methode auch intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Diese Methode ist besonders erfolgreich, wenn die Ursache für die Kinderlosigkeit beim Mann liegt. Beispielsweise ist die Menge der produzierten Spermien zu gering oder die vorhandenen sind kaum beweglich. Bei der Befruchtung in der Glasschale schaffen es die Spermien nicht die Hülle zu durchdringen, die die Eizelle umgibt. Der natürliche Vorgang des Eindringens der Spermazelle in die Eizelle wird nachgeahmt. Hat die Befruchtung und Zellteilung stattgefunden, verfährt man mit der Behandlung wie im Falle einer IVF fort.

8. Gewinnung von Spermien direkt aus den Hoden (TESE) oder Nebenhoden (MESA)

Ist überhaupt kein Spermium im Samenerguss vorhanden, so können doch oft noch zeugungsfähige Spermien aus den Hoden oder Nebenhoden gewonnen werden. Diese Methode wird zum Beispiel nach inoperablen Samenleiterverschlüssen oder nach Tumoroperationen angewendet. MESA bedeutet mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration und meint die Gewinnung von Spermien aus dem Nebenhoden. TESE steht für testikuläre Spermienextraktion und ist ein Verfahren, bei dem eventuell befruchtungsfähige Samenzellen aus den Hoden gewonnen werden. Durch diese Methoden lassen sich in bis zu 75% der Fälle noch Spermien finden. Die Entnahme von Hodengewebe (Hodenbiopsie) oder Nebenhodengewebe ist ein chirurgischer Eingriff. Die Gewebeproben lassen sich aber tiefgefrieren und sind dadurch für mehrere Behandlungen verfügbar. Beide Verfahren werden immer mit der ICSI kombiniert.

Kinderwunsch MethodenMethoden und Behandlung bei einem Kinderwunsch

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